oder 22 angehende Pfleger*innen besuchen einen Demenz-Chor
Hamburg-Wandsbek am 4. März 2025
„Was ist denn hier los?“, staunt Helga, die als erstes Stamm-Mitglied des Vergissmeinnicht Chores Wandsbek an diesem Dienstag den Proberaum betritt. Denn anstatt, dass ihre vertrauten Mitsänger*innen den Halbkreis bevölkern, haben 22 fremde Personen im Alter von 19- bis Mitte 30 Jahren schon ganz viel Raum im Kulturschloss Wandsbek eingenommen. Die Frauen und Männer machen sonst ihre Ausbildung an der Pflegeschule BS12 in Hamburg-Borgfelde. Heute aber haben sie das Klassenzimmer gegen eine Chorprobe eingetauscht. Noch wissen sie nicht, dass viele von ihnen zwei Stunden später singend und angeregt den Nachhauseweg antreten werden. Deshalb lautet die Antwort auf Helgas Frage erst einmal: „Wir besuchen Euch heute!“
Fit und bewegt
Aber für die Chorleiterin Monika Röttger bedeutet der Besuch nicht, dass die Pflegschüler*innen ausschließlich als Zaungäste beobachten, wie demenzsensibel gesungen wird. Sie möchte die Auszubildenden voll ins Geschehen einbeziehen und gibt vor dem Start noch ein kurzes Briefing mit:
„Einige Körperübungen, die wir hier machen, mögen merkwürdig wirken oder klingen, und sie können Euch belustigen“, merkt Frau Röttger an. „Aber all das ist wichtig und wird aus dem Grund gemacht, das Gehirn und die Atmung anzuregen oder die Koordination zu verbessern.“
Und dann geht es auch schon los. Das anfängliche, stellenweise Gekicher wird im Laufe der ersten Stunde zum herzlichen Lachen. Über sich selbst, wenn die Gäste feststellen, dass sie an ihrer „Hand-Sicht-Körperkoordination“ noch zu arbeiten haben, während die Sängerinnen des Chores ganz routiniert Text, Melodie und Bewegung zusammenbringen. Da haben die vermeintlich älteren Chorsängerinnen die Nase vorn!
Kaffeepause und ein zweites Date
Nach den vielen Liedern aus Norddeutschland, Afrika, Kuba oder Neuseeland wird es Zeit für eine Pause. Eine Stunde nach Probebeginn tauschen sich erste Grüppchen von Chor und Pflegeschüler*innen bei Kaffee und Keksen aus. Die Stimmung ist freundlich. „Hätte ich nicht gedacht, dass das so viel Spaß macht“, sagt eine junge Pflegeschülerin, die in den Bewegungsgliedern ausgelassen mitgetanzt hat. Die Chormitglieder nicken und freuen sich über das Kompliment.
Und nehmen diese Freude in die zweite Halbzeit mit. Zum Schluss wird ein Lied von Robert Metcalf gesungen: „Wenn du singst, singen andere mit.“ Miteinander tanzt, lacht, singt und winkt ein Megachor aus über 40 Menschen, die sich zwei Stunden vorher zum ersten Mal begegnet waren. Und sich bald wieder treffen werden. Denn die Gegeneinladung folgt auf dem Fuße: „Möchtet Ihr zu uns in die Schule kommen und dort auftreten?“ fragt die Ausbilderin Frau Müller. Ehe der Chor zusagen kann, mischt sich noch ein Auszubildender ein: „Aber nur, wenn wir auch ein, zwei Stücke mitsingen dürfen, okay?“